Artstract

Wo Natur und Skulptur sich treffen

TROMM, 22.08.2022

Eine Wiese zwischen Wald-Michelbach und Gras-Ellenbach wird zu einem weiteren Mosaikstein des Geozentrums Tromm.

Tromm. Bei bestem Wetter stehen zahlreiche Menschen auf der Wiese, die Wald-Michelbach und Gras-Ellenbach voneinander trennt. Wo exakt die eine Gemeinde aufhört und die andere beginnt, weiß keiner so genau. Das ist aber bei der gut besuchten Vernissage von Ingrid Scholz überhaupt nicht schlimm, denn die beiden Gemeinden arbeiten mit der Gemeinde Rimbach zusammen am Projekt „Geozentrum Tromm“ – und das mit großem Erfolg.

Ingrid Scholz hat mit ihrer Skulpturenwiese eine inspirierende Ergänzung des langjährigen Projektes geschaffen. Der Bürgermeister von Wald-Michelbach, Sascha Weber, freute sich über die „zentrale Sammlung von Kunst“, die nun dort zu finden ist, wo einmal die Beziehungswand stand, die ebenfalls von Ingrid Scholz ins Leben gerufen wurde. Auch die Holzhütte an der Wiese, bei der es in Zukunft noch Sitzgelegenheiten geben wird, wurde von ihr gestaltet und ist für alle begehbar. Zusätzlich waren sie und ihr Ehemann Gerold Scholz Impulsgeber für den Naturspielplatz, der Teil des interkommunalen Projektes ist.

Von der Idee zur Skulptur

Scholz studierte Grafikdesign in Bremen und zog anschließend mit ihrer Familie nach Zotzenbach. Sie absolvierte ein zweites Studium der Kunstpädagogik, allerdings arbeitete sie nie wirklich als Lehrerin. Ihre Leidenschaft ist die Kunst – und zwar in der Praxis.

Auf der Skulpturenwiese stehen nun insgesamt elf Werke, die die Künstlerin allesamt selbst anfertigte. Dabei befinden sich einige Skulpturen schon länger auf der Wiese als andere. Die „Zwitschermaschine“, das „Blatt“, der „Mondspiegel“ und die „Hand“ beispielsweise sind schon länger zu bestaunen. Neu hinzugekommen sind die Skulpturen „Balance“, „Fenster mit Aussicht“ und das Ensemble „Anklänge“. Die Vernissage ermöglichte es den Besuchern, gemeinsam mit Scholz die Skulpturen zu betrachten und ihr Fragen zu stellen.

So erzählte sie, wie die Skulpturen entstehen – nämlich „mit Kopf, Herz und Hand“. Am Anfang stehe die Idee, die in Zeichnungen übergehe. Anschließend baut Scholz kleine Modelle aus Schaschlikspießen und Streichholzschachteln. Nun sei es daran, diese Modelle konkret und eins zu eins umzusetzen. Eine schwere Aufgabe, die die talentierte Frau mit Bravour zu meistern wusste. Die Skulpturen stehen auf Betonsockeln, sind aus Stahl und Aluminium gefertigt und somit weniger vergänglich als die Skulptur aus Holz, die mal auf der Wiese stand. Durch das Flexen erhielt das Material neue Strukturen, die eine spannende Beziehung mit dem Licht eingehen.

Politische Bezüge

Das Zusammenspiel von Natur und Skulptur ist der leidenschaftlichen Künstlerin besonders wichtig. Die Ringe des Ensembles „Anklänge“, die mit Stahldrähten an den Röhren befestigt sind, tanzen und schwingen voller Leichtigkeit im Wind. „Wir sind auch spielerisch dabei“, freut sich Scholz. Die Skulptur „Mondspiegelung“ reflektiert Lichtschein auf besondere Art und Weisen.

Es ist aber nicht nur die Natur, die in den handgemachten Skulpturen zu finden ist. Scholz stellt auch politische Bezüge her. Die Skulptur „Balance“ ist mit der aktuellen Zeit assoziiert, die von verschiedenen Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine oder auch der Klimakrise geprägt ist. Noch sei die Kugel im Gleichgewicht, in Balance, es stellten sich aber die Fragen, ob sie wegkippen könnte und welchen Weg wir alle und vor allem die kommende Generation einschlagen werden.

Die Kunst ist für alle da

Grundsätzlich lässt Scholz einen großen Interpretationsspielraum. Ein jeder dürfe in ihrer Kunst sehen, was er sieht und was er interpretieren will. Vor allem die „Anbetung“ werde sehr unterschiedlich verstanden. Nachdem die Besucher die Skulpturen betrachtet hatten, lud das Ehepaar Scholz zu sich nach Hause ein. In großer Gastfreundschaft boten sie in ihrem stilvollen Heim Sekt, Kaffee und selbstgebackenen Kuchen an und feierten gemeinsam mit ihren teils von weiter angereisten Besuchern, umgeben von vielen weiteren Skulpturen, die im Garten aufgestellt sind.

Der Besuch bei der Familie Scholz war ein Eintauchen in die Welt der Kunst und bot die Möglichkeit, weitere Werke der begabten Künstlerin zu betrachten. Das Ehepaar lebt gerne auf der Tromm und freut sich, mit der Skulpturenwiese einen Beitrag zur Attraktivität des Ortes zu leisten. „Wir fühlen uns wohl und leben hier freiwillig, wir wollen es hier auch schön haben“, lachte Gerold Scholz. Dieses Vorhaben ist ihnen mit Kopf, Herz und Hand vollumfänglich gelungen. les

 

– Artikel in der Odenwaldes Zeitung von Lena Spilger